Sagen wir es gleich zu Beginn – einbruchsichere Fenster gibt es nicht! Dies ist ein umgangssprachlicher Begriff, der Fenster mit erhöhter Einbruchshemmung beschreibt. Wodurch zeichnen sich solche Fenster aus und wie schützen sie uns vor Gefahren?
Es ist wichtig, sich vor dem Kauf bewusst zu machen, dass es keine Fenster gibt, die kein Einbrecher überwinden könnte. Viele Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, dass sog. einbruchsichere Fenster in erster Linie darauf ausgelegt sind, die Zeit zu verlängern, die benötigt wird, um sie aufzuhebeln oder einzuschlagen.
Wiederstandsklassen RC
Der Hauptindikator, der die Einbruchhemmung unserer Fenster bestimmt, sind die RC-Klassen (engl. Resistance Class), die der europäischen Norm PN-EN 1627:2012 entsprechen. Diese Klassen geben die Mindestzeit an, die ein Einbrecher benötigt, um die Sicherungen des Fensters mit bestimmten Werkzeugen zu überwinden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die dem RC-Wert zugeordnete Zeit immer vollständig ausgenutzt wird. Es kann beispielsweise vorkommen, dass die installierten Sicherheitsmaßnahmen den Einbrecher letztendlich davon abhalten, weiterzumachen. Darüber hinaus könnten die verlängerten Bemühungen, das Fenster zu überwinden, die Bewohner alarmieren, was die Chancen erhöht, den Eindringling zu vertreiben.
RC1 N
RC2 N
RC2
RC3
RC4
RC5
RC6
In Wohngebäuden werden am häufigsten Fenster ohne Sicherheitsklasse oder mit einer Sicherheitsklasse von RC1 bis RC2 verwendet. Fenster mit höherem Widerstandsniveau werden in Bereichen eingesetzt, in denen das Einbruchsrisiko größer ist (z. B. Banken, Geschäfte oder Institutionen). Die Zeit, die benötigt wird, um diese Fenster zu überwinden, liegt zwischen 5 Minuten bei RC3-Fenstern und bis zu 20 Minuten bei Fenstern der Klasse RC6. Sie schützen nicht nur vor Einbrüchen mit „gängigen“ Werkzeugen wie Schraubenziehern, sondern auch vor dem Einsatz von Brecheisen oder Äxten.
Minimal benötigte Zeit zum Überwinden des Fensters mit allgemein verfügbaren Werkzeugen:

Widerstandsklassen für Sicherheitsglas- durchwurfhemmende Verglasung P
Detaillierte Anforderungen an die erhöhte Widerstandsfähigkeit der Verglasung gelten für Fenster mit Einbruchschutzklassen höher als RC1 N und RC2 N. Für RC2-Fenster muss bereits Verglasung der Klasse P4A verwendet werden, während für die widerstandsfähigsten Fenster der Klasse RC6 Verglasung der Klasse P8A erforderlich ist. Die Einteilung der Verglasungsklassen wird durch die Norm PN-EN 356 geregelt.
Widerstandsklasse des Fensters | Widerstandsklasse für Sicherheitsglas |
---|---|
RC 1 N | ohne Anforderungen |
RC 2 N | ohne Anforderungen |
RC 2 | P4A |
RC 3 | P5A |
RC 4 | P6A |
RC 5 | P7A |
RC 6 | P8A |
Wie definiert man die verschiedenen Bezeichnungen zur Widerstandsfähigkeit? Schon eine P4A-Scheibe stellt eine wirksame Barriere dar. Um dies zu veranschaulichen, erklären wir, wie die Labortests für Scheiben ablaufen. Bevor eine Scheibe zertifiziert wird, muss sie einem Aufprall einer Kugel standhalten, die 4,11 kg wiegt und aus einer Höhe von 9 Metern fallen gelassen wird. Dieser Aufprall muss die Scheibe dreimal überstehen! Wenn also ein Einbrecher mit einem mehrkilogrammigen Hammer in unser Haus eindringt, kann sich herausstellen, dass eine solche Scheibe eine wirksame Barriere darstellt. Eine ähnliche Widerstandsfähigkeit gilt auch für die Klasse P5A. Scheiben mit höherer Widerstandsfähigkeit werden im Wohnungsbau praktisch nicht verwendet.
Fenstergriff mit Schlüssel
Jedes Fenster in der Einbruchschutzklasse RC muss über einen speziellen Fenstergriff verfügen, der mit einem Schlüssel ausgestattet ist. Wichtig ist, dass der Griff eine Mindestfestigkeit von 100 Newtonmetern (Nm) aufweisen sollte. Eine Festigkeit von 100 Nm bedeutet, dass der Griff nach dem Verriegeln mit dem Schlüssel erst einer Kraft von 10 kg nachgibt, die auf einem ein Meter langen Hebelarm angewendet wird. Dadurch ist ein potenzieller Einbrecher nicht in der Lage, den verriegelten Griff ohne zusätzliche Werkzeuge zu drehen oder die Beschläge von außen zu entriegeln.
Einbruchsichere Fenster oder Fenster mit Kindersicherung?
Einbruchsichere Fenster werden sehr oft mit sicheren Fenstern gleichgesetzt. Die Bezeichnungen könnten ein ähnliches Einsatzgebiet vermuten lassen, aber das ist ein Irrtum! Die Aufgabe von Sicherheitsglas besteht nicht darin, vor Einbrüchen zu schützen, sondern in erster Linie die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten – und zwar vor sich selbst. Wie funktioniert das? Sicherheitsglas zerbricht bei einem Bruch nicht in kleine Stücke, da eine Folie zwischen den beiden Glasschichten eingebaut ist. Dadurch kann man Verletzungen durch Glassplitter vermeiden.
Wenn wir unsere Familienmitglieder einfach nur vor möglichen Schnittverletzungen schützen wollen, müssen wir keine Fenster wählen, die gleichzeitig einen höheren Widerstand gegen Einbrecher bieten. Sicherheitsglas ist eine gute Entscheidung, besonders in Haushalten, in denen zum Beispiel Kinder herumlaufen.
Unabhängig davon, für welche Art von Fenstern Sie sich entscheiden, ist es wichtig zu wissen, dass es keine Fenster gibt, die absolut immer eine sichere Barriere gegen Einbrüche darstellen.
Deshalb sollten Sie auf die Kennzeichnungen achten, die genau angeben, welchen Schutz Sie beim Kauf eines erwarten können.
